Methodik

Zertifizierungs- und teilnahmebasierte Standards (nähere Erläuterungen siehe hier) werden auf freiwilliger Basis anhand dieser fundierten Methodik transparent und objektiv bewertet. So können Sie als Unternehmen eine informierte Entscheidung über die Chancen und Grenzen von Standards im Sorgfaltsprozess treffen und die für Ihren Bedarf passenden Standards auswählen – glaubwürdig, ambitioniert und Sorgfaltspflichten-basiert.

Die Bewertung basiert auf den VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGP), dem internationalen Rahmenwerk für unternehmerische Sorgfalt.

Was wird bewertet?

Lesedauer: ca. 2 min

Zertifizierungs- und teilnahmebasierte Standards (nähere Erläuterungen siehe hier) werden auf freiwilliger Basis anhand dieser fundierten Methodik transparent und objektiv bewertet. So können Sie als Unternehmen eine informierte Entscheidung über die Chancen und Grenzen von Standards im Sorgfaltsprozess treffen und die für Ihren Bedarf passenden Standards auswählen – glaubwürdig, ambitioniert und Sorgfaltspflichten-basiert.

Die Bewertungsmethodik des Standards-Tool basiert auf dem wichtigsten Rahmenwerk für menschenrechtliche Sorgfaltspflichten – den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen.

Die Methodik basiert auf diesem universellen Rahmenwerk und spiegelt keinen gesetzlichen Anforderungen wider wie sie z.B. im deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz formuliert sind.

Entwickelt wurde die Methodik vom Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte und der GIZ im Auftrag des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und in Zusammenarbeit mit einigen der führenden internationalen Expert*innen auf dem Gebiet der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten und der Performance-Bewertung von Unternehmen und Standards: Shift, Deutsches Institut für Menschenrechte (DIMR), International Trade Centre (ITC), ISEAL und World Benchmarking Alliance (WBA). Für die Erarbeitung der Bewertungsmethodik wurden die Expert*innen an verschiedenen Stellen im Prozess konsultiert. ITC, DIMR und Shift wurden in die Entwicklung des Kriterienkatalogs eng eingebunden. ITC, ISEAL und WBA haben in zwei Konsultations-Workshops gemeinsam mit dem Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte und der GIZ die Bepunktung und Gewichtung festgelegt. Die Methodik wurde in Abstimmung mit Expert*innen des staatlichen Textil-Siegels Grünen Knopf und Siegelklarheit, dem Online-Portal der Bundesregierung für nachhaltigen Konsum basierend auf glaubwürdigen Siegeln, entwickelt.

Unsere Kooperationspartner

Shift: Konsultation Methodik

WBA: Standards-Tool Methodik

DIMR: Konsultation Methodik

ITC: Datenbank für Standards-Tool

Siegelklarheit: Konsultation Methodik

Die Bewertung bezieht sich darauf, welche Anforderungen an den Sorgfaltsprozess die Standards an die Teilnahme oder Zertifizierung stellen, nicht wie diese in der Praxis umgesetzt werden. So sind besonders gute Ergebnisse im Standards-Tool ein Indiz dafür, dass ein Standard die passende Ausrichtung hat, um Ihre Sorgfaltsprozesse zu unterstützen; über die Wirkung vor Ort lässt sich hingegen keine Aussage treffen. Um die Ergebnisse besser einordnen zu können, sollten diese daher, wo verfügbar, immer auch in Kombination mit den Mindestkriterien Glaubwürdigkeit der Bundesregierung sowie dem Abschnitt Was Standards leisten können und den Checklisten gelesen werden. Die Bewertungen im Standards-Tool stellen für Unternehmen, Standardorganisationen und öffentliche Verwaltungen keine hinreichende Grundlage, um die Einhaltung von Sorgfaltspflichten zu beurteilen; gesetzlich vorgeschriebene Sorgfaltspflichten können nicht durch Standards erfüllt, sondern nur unterstützt werden.

Im Gegensatz zu weiteren Informationsportalen wie Siegelklarheit basiert die Bewertungsmethodik ausschließlich auf Kriterien für den Sorgfaltsprozess. Zusätzliche soziale oder Umweltkriterien sind nicht Teil des Kriterienkatalogs.

Wie funktioniert die Bewertungsmethodik?

Lesedauer: ca. 6 min

Die Bewertung der Standards basiert auf einem Kriterienkatalog und einem dazugehörigen Bepunktungssystem. Auf Basis dessen werden Standards in den fünf Phasen des Sorgfaltsprozesses bewertet. Der Datenerhebungsprozess wird durch das International Trade Centre (ITC) gesteuert, welches die Daten für das Standards-Tool unabhängig erhebt. Im folgenden Abschnitt können Sie die Bewertungsmethodik transparent nachvollziehen.

Woher kommen die Daten für die Bewertung?

Unser Partner für die Datenerhebung ist das International Trade Centre (ITC). ITC pflegt die weltweit größte Datenbank für Nachhaltigkeitsstandards – die Standards Map. Auf der Standards Map werden kostenfrei und transparent umfassende, überprüfte Nachhaltigkeitsinformationen für mehr als 300 Standards zur Verfügung gestellt. Diese regelmäßig aktualisierten Daten nutzt das Standards-Tool für die Bewertungsmethodik.

Welche Standards werden bewertet?

Das Standards-Tool unterscheidet Standards anhand ihres Ansatzes. Es werden sowohl zertifizierungs- als auch teilnahmebasierte Standards bewertet (siehe hierzu auch den Abschnitt Zertifizierungs- und teilnahmebasierte Standards). In einem ersten Schritt wurden 20 Standards ausgewählt. Die Liste der Standards wird schrittweise ausgeweitet, bis alle relevanten Standards der ITC Datenbank im Standards-Tool enthalten sind. Relevant bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Standards einen zertifizierungs- und/oder teilnahmebasierten Ansatz verfolgen. Darüber hinaus gibt es auf der ITC Datenbank noch weitere Standards, die nicht in eine dieser Kategorien passen (z.B. IFC Performance Standards) und dementsprechend nicht im Standard-Tool bewertet werden.

Aus welchen Teilen setzt sich die Bewertungsmethodik zusammen?

Die Bewertungsmethodik besteht aus 40 Kriterien zum Sorgfaltsprozess, deren Erfüllungsgrad durch Datenpunkte von ITC näher bestimmt werden. Alle Bestandteile der Methodik einschließlich der dazugehörigen Bepunktung wurden mit internationalen Kooperationspartnern (siehe hier) konsultiert und abgestimmt.

40 Kriterien
Die Kriterien sind das Herzstück der Methodik. Ein Kriterium besteht aus einer Frage mit dazugehörigem Orientierungstext. Die Kriterien sind gegliedert in die fünf Phasen des Sorgfaltsprozesses (siehe Sorgfalts-Kompass). Die Anzahl der Kriterien unterscheidet sich von Phase zu Phase. Dies wirkt sich jedoch nicht auf die Bewertung aus, da jede Phase für sich betrachtet und bewertet wird (keine Gesamtbewertung).

Kriterienraster

Datenpunkte der ITC Standards Map
Die 40 Kriterien im Standards-Tool basieren auf von ITC erhobenen Datenpunkten, die den Erfüllungsgrad der Kriterien näher bestimmen. Jeder im Standards-Tool verwendete ITC-Indikator basiert dabei auf Datenpunkten aus zwei Dimensionen:

  • Verbindlichkeitsgrad (Degree of Obligation, DoO): Der DoO gibt die Frist an, die der Standard dem Unternehmen zur Erfüllung eines Indikators setzt. Die Einhaltung der Umsetzungsfrist ist Voraussetzung für eine Zertifizierung oder die Teilnahme bei einem Standard. Dabei gibt es je Indikator folgende mögliche Ausprägungen:
    • Sofortige Erfüllung: Der Indikator muss zum Zeitpunkt der Zertifizierung bzw. Mitgliedschaft bereits von dem Unternehmen erfüllt sein.
    • Übergangszeit: Der Standard gewährt dem Unternehmen eine gewisse Übergangsfrist (zwischen 1-5 Jahren), um den Indikator zu erfüllen.
    • Empfehlung: Die Erfüllung eines Indikators wird dem Unternehmen empfohlen, ist aber keine strikte Voraussetzung für die Zertifizierung bzw. Mitgliedschaft.
  • Durchsetzungsgrad (Degree of Criticality, DoC): Der DoC definiert die Folgen einer Nicht-Erfüllung eines Indikators nach erteilter Zertifizierung bzw. Mitgliedschaft. Falls eine solche für einen oder mehrere Indikatoren auftritt, kann der Standard folgende Konsequenzen vorsehen:
    • „Deal-Breaker“: Falls der Indikator als Deal-Breaker eingestuft ist, führt dies bei Nicht-Erfüllung direkt zur De-Zertifizierung bzw. Entzug der Mitgliedschaft.
    • Grober Verstoß (major non-compliance): Bei Nicht-Erfüllung des Indikators muss das Unternehmen unverzüglich einen Korrekturmaßnahmenplan (Corrective Action Plan) vorlegen, der in einem eng gefassten Zeitraum überprüft wird.
    • Geringer Verstoß (minor non-compliance): Bei Nicht-Erfüllung des Indikators muss das Unternehmen einen Korrekturmaßnahmenplan (Corrective Action Plan) vorlegen, der im Rahmen der regulären Audits überprüft wird.
    • Optionale Compliance: Analog zum DoO ist hier die Erfüllung des Indikators empfohlen, führt bei Nicht-Einhaltung jedoch nicht zur De-Zertifizierung bzw. Entzug der Mitgliedschaft.

Bepunktung und Gewichtung
Auf Grundlage der Kriterien und der dazugehörigen ITC-Indikatoren werden die Anforderungen eines Standards geprüft. Die Bepunktung ergibt sich aus dem Anspruchsniveau des Standards je Indikator. DoO und DoC fließen, der Empfehlung der Partner aus den Konsultationsworkshops folgend, gleichermaßen zu jeweils 50% in die Gesamtbewertung eines Indikators ein.

 

Hinweis: Ein Kriterium aus dem Standards-Kompass kann auf einem oder mehreren ITC-Indikatoren basieren. In diesem Fall wird jeweils der Durchschnitt berechnet, um keine Verschiebung in der Bepunktung zu bewirken. Es wurde ein 1:1-Matching mit den ITC-Indikatoren umgesetzt, d.h. jedes der 40 Kriterien wird durch 1 oder mehrere verschiedene ITC-Indikatoren abgedeckt.

 

Beispielrechnung

Die Anforderungen an Kriterium 1 “Grundsatzerklärung” werden abgedeckt durch die Erfüllung von zwei ITC-Indikatoren: Indikator 2026 (human rights: general principle) und Indikator 900023 (policies and procedures addressing human rights). Wenn nun der erste ITC-Indikator einen Verbindlichkeitsgrad von „innerhalb von 3 Jahren“ (DoO) aufweist und der Durchsetzungsgrad (DoC) mit „grober Verstoß “ eingestuft wird, ergeben sich daraus jeweils die Werte 3 und 4 (siehe Tabelle unten). Der zweite ITC-Indikator wird in diesem Beispiel nur als „Empfehlung“ eingestuft und ist dementsprechend auch nur als „optionale Compliance“ umzusetzen. Damit würde dieser Indikator jeweils mit dem Wert 1 bepunktet. Nun wird der Durchschnitt beider Indikatoren gebildet und der DoO und DoC jeweils hälftig angesetzt. Daraus ergibt sich eine 56,25%ige Erfüllung des Kriteriums 1 „Grundsatzerklärung“.   

Filteroptionen im Standards-Tool

Im Standards-Tool erleichtern Filter die zielgerichtete Suche nach den passenden Standards. Zusätzlich zu der Möglichkeit, den Namen eines Standards einzugeben, haben Sie folgende Filteroptionen: 

Ansatz des Standards:
Das Standards-Tool unterscheidet zwischen einem zertifizierungs- und mitgliedsbasierten Ansatz, den Sie über den Filter auswählen können. Daher können Nutzer*innen Standards auch nur innerhalb einer der beiden Kategorien miteinander vergleichen. Solche Standards, die sowohl einen zertifizierungs- als auch einen mitgliedsbasierten Ansatz verfolgen, sind in beiden Kategorien aufgeführt, sodass sie jeweils mit Standards demselben Typs verglichen werden können.

Branchenzugehörigkeit:
Sie interessieren sich für Standards in einer bestimmten Branche? Über den Branchen-Filter können diese direkt vorselektiert werden. Daneben steht Ihnen als Option auch die Auswahl branchenübergreifender Standards zur Verfügung.

Lieferketten-Abdeckung:
Über diesen Filter können Sie die für Sie relevanten Stufen der Liefer- und Wertschöpfungskette auswählen, die der Standard abdecken soll (siehe beispielhafte Abbildung unten). Hierbei ist grundsätzlich zwischen Standards zu unterscheiden, die einzelne Stufen der Lieferkette abdecken und solchen, die die gesamte Lieferkette zertifizieren (Chain-of-Custody).

 

Glaubwürdigkeit:
Das Standards-Tool stützt sich auf die Mindestkriterien der Bundesregierung für die Glaubwürdigkeit von Standards (siehe Methodik von Siegelklarheit). In der Detailansicht werden diese Mindestkriterien für den Standard entweder als „erfüllt“ oder „nicht bewertet“ gekennzeichnet.

 

Was leistet die Bewertungsmethodik und was leistet sie nicht?

Das Standards-Tool hilft Ihnen, zu erkunden und zu vergleichen, welche Standards Sie in den fünf Phasen des Sorgfaltsprozesses am ehesten unterstützen können. Es bewertet dabei, welche dieser Anforderungen ein Standard an die teilnehmenden oder zertifizierten Unternehmen stellt, um aufzuzeigen, welchen Beitrag ein bestimmter Standard bei der Umsetzung der Sorgfaltspflichten leisten kann. Nicht bewertet wird die tatsächliche Umsetzung der Vorgaben eines Standards und auch nicht, ob der jeweilige Standard für Ihr Unternehmen am besten geeignet ist. Diese Transferleistung muss vom Unternehmen selbst erbracht werden unter Berücksichtigung der spezifischen Lieferketten und der Prozesse im eigenen Unternehmen.

  • Die Begleittexte Was Standards leisten können und die Checklisten helfen Ihnen, besser einzuordnen, welchen Beitrag Standards allgemein leisten können und welche Fragen Sie einem Standard stellen sollten, um herauszufinden, wie robust die Vorgaben in der Praxis umgesetzt werden.
  • Die Methodik basiert auf den universellen Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen und spiegelt keinen gesetzlichen Anforderungen wider wie sie z.B. im deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz formuliert sind.

 

Wie werden die Daten erhoben?

Lesedauer: ca. 1 min

 

 

Das ITC koordiniert den Datenerhebungsprozess und macht die Rohdaten für das Standards-Tool zugänglich. Die Kriterien des Standards-Tool sind mit den Indikatoren der ITC Standards Map verbunden, sodass die Daten direkt für die Bewertung nutzbar sind. Die Gutachter*innen von ITC wurden speziell für die Anforderungen des Standards-Tool geschult.

Die Standardorganisationen stellen alle relevanten Dokumente für die Gutachter*innen zur Verfügung und prüfen die Daten nach Abschluss der Erhebung. Die finale Qualitätssicherung findet dann durch Expert*innen des ITC statt, bevor die Rohdaten im Backend des Standards-Tool ankommen und die Bewertungsmethodik angewandt wird.

Stimmt die Standardorganisation zu, die eigene Bewertung zu veröffentlichen, werden die Ergebnisse im Standards-Tool eingestellt.

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